Heimtierjournal 155

10 Langeweile bei Kleintieren MANGELNDE BESCHÄFTIGUNG, WAS TUN? Kleintiere werden in ihrem natürlichen Lebensraum mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Die zeitintensive Suche nach Nahrung und Wasser sowie nach geeigneten Partnern oder Revieren, verbunden mit dem permanent nötigen Schutz vor Fressfeinden und dem Verteidigen des eigenen Reviers gegen ungewollte Konkurrenten, lässt Langeweile erst gar nicht aufkommen. Doch wie sieht es mit der Beschäftigung unserer Kleintiere in ihren heimischen Gehegen aus? In Gehegen gehalten, bleiben unsere liebenswerten Zwerge von den natürlichen Herausforderungen und Aufgaben ihrer wildlebenden Verwandten verschont. Bei optimaler Pflege und Haltung sind Futter und Wasser ständig vorhanden und befinden sich an ihrem gewohnten Platz. Fressfeinde können die Tiere nicht erreichen und im Falle von Nahrungskonkurrenten wird ausreichend Futter für alle zur Verfügung gestellt, sodass niemand hungern muss. Ein solch eher reizarmes Paradies kann letztendlich zu Langeweile und damit zu schwerwiegenden physischen und psychischen Störungen führen. Dazu gehören etwa Verhaltensstörungen, die nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Lebenserwartung der Tiere teilweise deutlich reduzieren. TIPPS GEGEN LANGEWEILE Um Langeweile zu vermeiden und die Lebensqualität von Kaninchen, Meerschweinchen und Co. zu steigern, gibt es mehrere Möglichkeiten, die gut miteinander kombiniert werden können. Die Bereitstellung von möglichst viel Platz erlaubt es den Tieren, sich Mikrohabitate und Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen. Je nach Tier oder Tierart lassen sich auch mehrere Pfleglinge als Spielgefährten in einer Gruppe halten. Zusätzliche Beschäftigung, wie das Erarbeiten von Futter, sorgt für Unterhaltung und stärkt die kognitiven Fähigkeiten. Wie die einzelnen Aspekte umgesetzt werden und welche sich besonders eignen, ist nicht nur abhängig von der Tierart und ihren natürlichen Verhaltensweisen, sondern letztendlich auch von den individuellen Fähigkeiten des Tieres. Viele Tiere reagieren auf Veränderungen ihrer Umwelt im ersten Moment panisch oder haben Angst vor unbekannten Gegenständen. Gerade bei älteren oder ängstlichen Tieren sollte jede Veränderung daher langsam und nur unter Kontrolle erfolgen. Platzangebot – Schon bei der Anschaffung sollten Tierfreund:innen darauf achten, möglichst große Gehege zu erwerben. Idealerweise sind diese größer, als es in den jeweiligen Gutachten über die Mindestanforderungen empfohlen wird. Denn je mehr Platz vorhanden ist, desto mehr Möglichkeiten haben Tierhalter:innen, die Gehege verhaltensgerecht einzurichten. Bestehende Gehege können gegebenenfalls um Etagen, Zwischenwände oder auch modulare Erweiterungen ergänzt und somit aufgewertet werden. Die Mitarbeiter:innen der Zoofachmärkte beraten zu diesem Thema gerne. Bei vielen Arten, wie etwa Kaninchen und Meerschweinchen, muss zusätzlich noch Freilauf angeboten werden. Hierfür eignen sich entsprechend ausgestattete Zimmer oder abgetrennte Bereiche, die keine Gefahren für die Tiere aufweisen und die von diesen ständig oder zumindest stundenweise genutzt werden können. Die den kleinen Schützlingen zur Verfügung stehende Fläche sollte ent-

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